Shantychor  Bisperode

Die "Blauen Jungs aus Bisperode" grüßen Euch!

Die Herren der 7 Meere

Piraten und Freibeuter

Zwischen Grausamkeit und Heldentum

"Bereit zum Entern!" - den Überfall auf fremde Schiffe praktizieren die gefürchteten Piraten über Jahrhunderte hinweg. Abgesehen haben es die Seeräuber auf die Schiffsladung, aber nicht selten müssen dabei Kapitän und Besatzung der gekaperten Schiffe ihr Leben lassen. Pirat war einmal ein richtiger Beruf. Die gefährlichen Freibeuter machten die Seewege für Kaufleute unsicher, die ihre wertvollen Frachten in andere Länder verschifften. Seeräuber entwickelten ebenso listige wie grausame Strategien, um Schiffe zu entern und Gegner auszuschalten. Sogar heute noch werden Schiffe auf ihrem Handelsweg von Piraten überfallen. Was besagen die gruseligen Legenden berühmter Seeräuber? Pirat war in früheren Zeiten sogar ein Beruf. Freibeuter wurden beauftragt, feindliche Schiffe zu überfallen und auszurauben. (Quelle: Wikipedia) Sobald die Menschen  Waren über die Meere in andere Länder verschifften, waren die gefürchteten Piraten nicht mehr weit. Bereits im Jahr 1200 v. Chr. überfielen Seevölker im Mittelmeer nicht nur Schiffe, sondern auch Städte in Küstennähe. In dieser Zeit waren die Schiffe mit Rudern versehen - die "Galeeren" waren wendiger und damit geeigneter für das Überfallmanöver.

In der Antike raubten die Piraten zum Beispiel Getreide, das aus Ägypten nach Rom verschifft wurde. Bei Überfällen auf dem Wasser ging es aber nicht nur um die Waren friedlicher Handelsschiffe. In Seeschlachten fochten verfeindete Länder und Völker Kriege aus. Die Schlacht zwischen den Seevölkern und den Streitkräften des ägyptischen Pharao Ramses III. im Nildelta von 1198 bis 1166 v. Chr. ist das älteste Ereignis eines solchen Machtkampfes auf  See, das heute bekannt ist.

Die sogenannte Strandpiraterie beinhaltet Plünderungen von gestrandeten Schiffen und Angriffe auf küstennahe Fahrzeuge von Land aus. Ziel der Seeräuber waren vor allem Handelsschiffe, während sie Kriegsschiffe aller Art mieden. Diese waren größer und besser bewaffnet - und es gab dort im allgemeinen keine Reichtümer und wertvollen Waren zu holen, wie auf Handelsschiffen.

Wie eroberten Piraten die Schiffe, um sie auszurauben?

Schlacht auf hoher See: Vor allem im 16. und 17. Jahrhundert waren Seeschlachten manchmal kriegsentscheidend. (Quelle: Wikipedia) Die Taktiken der Piraten waren verschieden. Beschossen sie andere Schiffe mit Kanonen, drohte ein direkter Rückschlag der Gegner. Außerdem bestand die Gefahr, dass das Schiff in Brand geriet, explodierte oder sank - und man hatte es schließlich auf die wertvolle Fracht abgesehen. Schiffe wurden also meist im Enterkampf erobert - denn im Nahkampf waren die Kaufleute den erfahrenen Seeräubern unterlegen. Oft hatten Piraten kleinere, aber schnelle Fahrzeuge, um das Heck des Handelsschiffes zu erreichen. Oder sie versteckten sich in Buchten, um einen überraschenden Überfall auf heranfahrende Schiffe zu starten.
Seeräuber benutzten nicht selten Pulver aus Ätzkalk, das durch den Wind in die Gesichter der Gegner wehte und sie blendete. An Bord wurden die Fallen gekappt, damit die Segel herabstürzten und die Besatzung unter sich begruben. Ab dem 17. Jahrhundert waren die Kaufleute mit besseren Waffen gerüstet, um sich gegen Übergriffe zu schützen. Aber auch die Taktik der Seeräuber änderte sich. Sie beschossen Mast, Segel und Tauwerk der Gegner mit Kettenkugeln - zwei Eisenkugeln, die durch eine Kette miteinander verbunden waren. Diese wurden aus einer einzelnen Kanone abgeschossen und sollten die Seile des Schiffes durchtrennen oder Masten einreißen, um das Schiff fahrtuntüchtig zu machen. Verlangsamte sich das feindliche Schiff, kamen die Piraten näher heran, um Enterhaken zu werfen und das Fahrzeug zu sich heranzuziehen. Psychologische Kriegsführung der Piraten war es, den Gegner abzuschrecken. Sie stießen einen Schlachtschrei aus, schwangen Entermesser oder Säbel und hissten schreckliche Flaggen mit Totenköpfen und Skeletten.

Freibeuter: Kaperfahrt als Heldentat

Stolzes Schiff mit teurer Fracht: Waren aus der "Neuen Welt", also Amerika, waren auch für Piraten begehrenswert.(Quelle: Wikipedia ) Fremde Schiffe zu überfallen, galt auch als Heldentat. Noch zu Odysseus-Zeiten im 8. Jahrhundert n. Chr. waren die Kaperfahrten der Haupterwerb vieler Zeitgenossen. Die Raubzüge auf See galten als ehrenhafte Art, Geld und Reichtum zu vermehren. Im 12. Jahrhundert stellten Länder Seeräubern so genannte "Kaperbriefe" aus. Er gab dem Kapitän das Recht und den Auftrag, Schiffe fremder Nationen zu überfallen und auszurauben. Im Gegenzug zahlten die Seeräuber einen Teil der Beute an die Auftragsgeber und fanden in ihrem Hafen einen sicheren Ankerplatz. Piraten wurden so als Söldner, also bezahlte Soldaten, eingesetzt, die bei der strategischen Kriegsführung vieler Länder bedeutend waren. Man nannte sie "Freibeuter". Ein empfindlicher Schlag gelang dem Niederländer Piet Heyn im Jahr 1628 gegen Spanien. Die spanische Silberflotte brachte Unmengen von Silber aus Mexiko und Bolivien in das Heimatland. Spanien finanzierte mit dem kostbaren Metall die Kriege gegen seine europäischen Nachbarstaaten. Mit den Niederlanden befand es sich im 80-jährigen Krieg. Vor Kuba erbeutete Piet Heyn einen Großteil der Fracht der spanischen Silberflotte. Spanien wurde dadurch als Kriegsmacht in Europa stark geschwächt.

Im zweiten Teil unseres Artikels berichten wir von der gruseligen Sage des berühmten Piraten Störtebeker und anderen Seeräuber-Legenden. Welche verschiedenen Piratenflaggen gibt es - und was bedeuten sie? Auch heute noch gibt es die Schrecken der Meere: Vor den Küsten einiger afrikanischen und asiatischen Länder überfallen Kriminelle immer wieder fremde Schiffe, entführen Mitglieder der Schiffsbesatzung oder töten sie sogar.

Gefangene Piraten wurden geköpft, ihre Schädel zur Abschreckung auf Pfähle geschlagen. Bild: Schädelabdruck eines um 1400 in Hamburg hingerichteten Piraten - vielleicht Störtebekers. Längst nicht alle Freibeuter hielten sich an den Auftrag, den die Regierungen ihnen erteilten. Sie brachen das Abkommen, das sie mit dem Kaperbrief geschlossen hatten, und behielten die Beute nicht selten ganz und gar ein. Oft überfielen sie auch die Schiffe der eigenen Auftraggeber und schlossen sich mit Freibeutern verfeindeter Nationen zusammen. Ein berühmtes Beispiel ist der Hamburger Freibeuter und spätere Pirat Klaus Störtebeker. Im 14. Jahrhundert arbeitete er zunächst alsFreibeuter für die "Hanse". Das war eine Vereinigung von Kaufleuten aus den Städten Hamburg, Bremen, Rostock, Stralsund und Wismar in Norddeutschland. Sie hatten sich zusammengeschlossen, um die sichere Überfahrt ihrer bestellten Waren zu garantieren. Im Jahr 1389 herrschte Dänemark fast über ganz Schweden. Doch Stockholm, die Stadt der hanseatischen Kaufleute, leistete Widerstand. Dänemark versuchte mit einer Seeblockade, den Widerstand zu brechen. Der Bevölkerung standen immer weniger Lebensmittel zur Verfügung. Die Hansestädte Rostock und Wismar beauftragten Störtebeker und seine Kameraden, die Blockade aufzubrechen und den Handel mit Stockholm aufrechtzuerhalten.

HINRICHTUNG STÖRTEBEKERS

Gruselige Sage: Die Hinrichtung des Piraten Störtebeker Bild der Hinrichtung des berühmten Piraten Störtebeker. Der Legende nach ist er nach seiner Enthauptung noch an seinen Kameraden vorbeigelaufen. Störtebeker durchbrach mit seinen Verbündeten, den Vitalienbrüdern, die Blockade - und Stockholm war frei. Der Auftrag war für Störtebeker also erledigt, und er stand Jahre später für die Niederlande unter Vertrag. Diesmal lautete sein Auftrag: Die Schiffe der hanseatischen Kaufleute sollten gekapert  werden… Auf Helgoland gelang es der Hanse, ihren Feind und einstigen Verbündeten Störtebeker festzunehmen.

Bis heute wird erzählt, dass Störtebeker bei seiner Hinrichtung am 20. Oktober 1401 in Hamburg etwas Unglaubliches vollbracht haben soll. Ihm und 73 seiner Kameraden stand die  Hinrichtung bevor. Laut der Legende handelte er mit dem Bürgermeister aus, dass alle Kameraden frei sein sollten, an denen er nach seiner Enthauptung vorüberging. Störtebeker soll tatsächlich - ohne Kopf - noch an elf seiner Kameraden vorbeigegangen sein. Und er wäre noch weitergelaufen, heißt es, hätte der Henker ihm nicht den Richtblock vor die Füße geworfen. Geholfen hat es den Kameraden allerdings nichts. Sie alle wurden hingerichtet - und ihre Köpfe nagelte man, wie damals üblich, auf Pfähle. Diese wurden zur Seerichtung hin aufgestellt, um andere Seeräuber abzuschrecken.

 

Die Piratenflagge:

Totenkopf mit gekreuzten Knochen

Der Jolly Roger: Die typische Piratenflagge ist bis heute ein bekanntes Symbol. Das Sinnbild der Piraten ist bis heute der Totenkopf mit den gekreuzten Knochen oder Entermessern. Diese Flagge wird "Jolly Roger" genannt. Möglicherweise leitet sich die Bezeichnung von dem Begriff "Jolie Rouge" ab, den französische Seeräuber verwendet haben sollen. Das bedeutet aus dem Französischen übersetzt etwa "hübsches Rot". Zu Beginn waren viele Seeräuber-Flaggen nämlich blutrot. Allerdings gibt es verschiedene Theorien über die Wortherkunft von "Jolly Roger". Die Fahne hieß übrigens auch "Black Jack", in Anlehnung an den Union Jack, der britischen Flagge. Die erste Fahne, auf der ein Totenkopf abgebildet war, stammte vermutlich von dem französischen Piraten Emanuel Wynne um 1700. Nicht alle Seeräuber-Fahnen sahen gleich aus: Manche zeigten auch ganze Skelette oder eine Sanduhr, die den Opfern signalisieren sollte, dass ihre Zeit abgelaufen sei. Andere Symbole wie Pfeil und Speer symbolisierten ein gewaltsames Ende, ein blutendes Herz sollte einen langsamen und grausamen Tod ausdrücken. Nicht immer dienten die Fahnen aber zur sofortigen Abschreckung der Gegner. Ihre Totenkopf Flagge hießten viele Piraten erst, wenn sie ein Schiff erfolgreich geentert hatten. Zuvor zogen sie nicht selten die "falsche Flagge" auf, um andere Schiffe zu täuschen. So setzten sie beispielsweise den Union Jack, um britische Schiffe in Sicherheit zu wiegen. Die Fahne sollte auch die Verachtung der anderen Nationalflaggen ausdrücken.  

Berühmte Seeräuber-Legenden 

 

Die Flagge des Piraten Blackbeard zeigt ein Skelett mit blutendem Herz. Es soll symbolisch für einen langsamen und grausamen Tod stehen. Als Schrecken der Meere waren übrigens auch Frauen unterwegs. Offiziell war ihnen der Aufenthalt auf Piratenschiffen verboten, aber die Engländerin Mary Read und die Irin Anne Bonny segelten, getarnt in Männerkleidern, als Piratinnen über die Weltmeere. Sie galten als unerschrocken und besonders grausam. Ein weiterer berühmter Pirat war Francis Drake, der im 16. Jahrhundert lebte. Der gefürchtete Seeräuber überfiel spanische Schiffe, die mit Schätzen aus Amerika befrachtet waren. In fast drei Jahren schaffte er es als erster Engländer, die Welt zu umsegeln. Von Queen Elisabeth I., der damaligen Königin von England, wurde er sogar zum Ritter geschlagen: Sir Francis Drake kämpfte von nun an im Auftrag der englischen Krone gegen die spanische Flotte. Ein besonders berüchtigter und grausamer Seeräuber war der Engländer Blackbeard (bedeutet: "Schwarzbart"), der Anfang des 18. Jahrhunderts das Karibische Meer unsicher machte. Auch er wurde schließlich enthauptet, und seinen Kopf hingen seine Gegner am Schiffsbug auf. Gemäß der Legende vollbrachte auch Blackbeard nach seinem Tod ein Wunder: Sein Körper soll noch mehrere Runden um das Schiff geschwommen sein, bevor er hinabsank. Das Schiff des berühmten Freibeuters wurde 1996 in North Carolina entdeckt und kann als Touristenattraktion bewundert werden.

 

Schrecken der Meere gibt es auch heute noch

Seeräuber-Legenden wurden weitererzählt und über die Jahrhunderte immer mehr ausgeschmückt. Viele Piraten wurden zu wahren Helden gemacht und ihr Leben romantisch verschönt. Oder sie wurden als besonders grausam dargestellt und man schuf gruselige Schauergeschichten - wie die Sage über die Hinrichtung des Seeräubers Blackbeard. Auch unzählige Piraten-Filme handeln von mutigen Freibeutern und dem abenteuerlichen Leben der "Herren der sieben Meere". Dabei waren die "heldenhaften Motive" der meisten Seeräuber nichts anderes als Habgier. Auch Matrosen, die sonst keine Arbeit fanden, heuerten auf Piratenschiffen an. Einige Freibeuter hatten ein solch hohes Ansehen, da sie im Auftrag ihrer Regierungen handelten und jenen dabei halfen, Reichtümer anzuhäufen und ihre Macht auszubauen. Piraten gibt es auch heute noch. Allerdings verzichten sie auf die Flaggen der früheren Seeräuber. Vor den Küsten einiger afrikanischer und asiatischer Länder überfallen Piraten immer wieder fremde Schiffe und verdienen mit dem Verkauf der Beute ihr Geld. Manchmal entführen sie auch Mitglieder der Schiffsbesatzung, um Lösegeld für sie zu erpressen. Im Jahr 2004 wurden 325 Piratenüberfälle bekannt. 30 Menschen wurden dabei getötet. Die Armut spielt in Ländern wie Somalia eine große Rolle. So haben viele Kinder nicht die Möglichkeit, auf eine Schule zu gehen - und immer mehr junge Menschen schließen sich den Seeräubern an.

Manfred Kruse

im Juni 2015